Montag, 3. November 2014

City of God (2002)

Vierfach oscarnominiert und von den Kritikern geliebt weckt City of God große Erwartungen an den Zuschauer, der ihn noch nicht gesehen hat. Ob der Film seine göttliche Stellung als einer der besten Gangster-Filme verdient hat erfahrt ihr hier:

City of God

Originaltitel: Cidade de Deus
Produktionsland: Brasilien / Frankreich / USA
Veröffentlichungsjahr: 2002
Regie: Fernando Meirelles
Haupt-Darsteller: Alexandre Rodrigues, Matheus Nachtergaele, Leandro Firmino, Phellipe Haagensen
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 130 Minuten
Kurzbeschreibung: Im Favela-Drama City of God muss sich der junge Buscapé in den Favelas von Rio de Janairo zwischen Bandenkriegen und Armut sein eigenes Leben aufbauen. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Die Geschichte von City of God handelt vom jungen Buscapé, der im kriminellen Favela-Sumpf von Rio de Janeiro der 70er Jahre aufwächst. Bandenkriege und Schießereien stehen dort an der Tagesordnung und auch Buscapés Bruder ist ein Kleinkrimineller und macht mit seiner Bande hin und wieder kleinere Überfälle, um an Geld zu kommen. Schon damals ist auch der junge Locke von der Partie, der ungefähr in Buscapés Alter ist, aber im Gegensatz zu diesem unbedingt zu den großen Gangstern gehören will. Buscapé selbst macht sich nichts aus den kriminellen Aktionen, er interessiert sich für Fotographie und träumt von einem normalen ruhigen Leben und einer Karriere bei der Presse. Doch immer weitere Eskalationen im Viertel, vor allem auch um den aufsteigenden Locke, machen ihm es schwer seinem Traum nahe zu kommen und Buscapé muss alles tun um selbst am Leben zu bleiben.

City of God ist authentisch von Anfang bis Ende. Dieser Film baut eine tolle Atmosphäre auf und zeigt glaubhaft und realistisch das Leben in den Favelas. Einiges was gezeigt wird ist erschreckend, viel schlimmer ist die Tatsache, dass der Rest der Sachen es für einen selbst nicht ist, sondern dass man weiß, dass dies passiert ist und immernoch passiert. Krieg, Drogen, Gewalt und Sex, vor nichts wird in diesem Film Rücksicht genommen, zurecht. Der Film will eine Szenerie zeigen von der wir alle wissen, dass sie so existiert und es so vorgezeigt zu bekommen ist schockierend real. Man erlebt mit eigenen Augen die filmische Nachstellung einer Geschichte, die auf einem realen Leben basiert (und selbst wenn das nicht am Abspann vermerkt sein würde, ich hätte es dem Film ohnehin abgekauft), auf einem realen Milieu in dem die Menschen damit aufwachsen und sich damit abfinden müssen, dass Zukunft ein schreckliches Wort ist.

Fast alle Schauspieler in diesem Film stammen selbst aus dein Elendsvierteln um Rio de Janeiro - Hauptdarsteller Alexandre Rodrigues kommt sogar wirklich aus dem besagten Viertel "City of God" - und hunderte Jugendliche wurden zu Theaterworkshops eingeladen und auf den Film vorbereitet. Zur Beibehaltung dieser starken Authentizität, die der Film besitzt, wurde sehr viel Improvisation angewandt und das zahlt sich aus. Ich kann keine Szene nennen, in der mir auch nur ein Schauspieler nicht gefällt, oder ich seine Fähigkeiten kritisieren mag. So viele gut spielende junge Menschen vor der Kamera und keiner von ihnen mit richtiger Schauspielausbildung, vielleicht macht gerade das diese Nähe des Films zur realen Welt so deutlich. Vielleicht verpasst genau das dem Film seinen so herausragenden Stil.

Ein weiteres herausstechendes Stilmerkmal ist die fantastische Kamera- und Schnittarbeit. Die Szenen wirken so experimentell und man merkt, dass es weniger ein festes Konzept gab als den Drang und den Willen verschiedene Dinge auszuprobieren und viel zu improvisieren. Dadurch entstehen so einfache und doch so tolle Szenen, wie man es selten so sieht - zum Beispiel der Blick durch die Linse von Buscapés Kameralinse - und die so gut funktionieren und zum chaotischen Stil des Films beitragen. Man merkt hier, dass viel Offenheit für neue Ideen vorhanden war, so wie man das bei einigen Hollywood-Blockbustern gerne mehr sehen würde. Diese Merkmale verleihen dem Film eine gewisse Frische, die es schafft ihn deutlich von der Masse abzuheben.

Insgesamt ist City of God ein einzigartiger und fantastischer Film. Er überzeugt, er schockiert, er überrascht und all das macht er bombenstark. Ein Stil, wie man ihn so nicht mehr oft zu sehen bekommen wird, Schauspieler, die kaum Erfahrung haben und die man wahrscheinlich nie wieder in einer Produktion sehen wird, die aber trotzdem so überzeugend sind, und die Geschichte eines jungen Mannes und seines Umfelds, die bewegend ist, machen den Film zu einem mehr als sehenswerten Werk. Dieser Film ist sehr gut und hat es verdient gelobt und geehrt zu werden. Geehrt für die Leistungen und die Mühen, die für dieses Projekt aufgebracht wurden und dafür, dass sie sich auch auszahlen und ein herausragender Film geschaffen wurde.

Wertung: 8/10

Ist immernoch hin und weg: Maxim Braun



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen