Sonntag, 28. Dezember 2014

Planet der Affen: Prevolution (2011)

Affentheater in New York! Planet der Affen: Prevolution ist der erste Film der neuen Prequel-Reihe zum berühmten Klassiker Planet der Affen, in dem der intelligente Schimpanse Caesar einen Aufstand der Primaten anzettelt, um sich von der Tyrannei der Menschen zu befreien. Leider ist der Film nicht nur thematisch gesehen ziemlich affig:

Planet der Affen: Prevolution

Originaltitel: Rise of the Planet of the Apes
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2011
Regie: Rupert Wyatt
Haupt-Darsteller: Andy Serkis, James Franco, Freida Pinto, John Lithgow
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 105 Minuten
Kurzbeschreibung: In Planet der Affen: Prevolution erfahren wir die Vorgeschichte des Klassikers Planet der Affen, als James Franco einen hochintelligenten Schimpansen züchtet. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Planet der Affen: Prevolution stellt den Anfang der Planet-der-Affen-Geschichte dar und ist somit die Vorgeschichte zum Sci-Fi-Klassiker, in dem zwei Astronauten auf einem vermeintlich unbekannten Planeten landen, der von intelligenten Affen beherrscht wird. Dabei dreht sich die Geschichte um den jungen Wissenschaftler Will Rodman (James Franco), der an einem Mittel arbeitet um seinen alzheimerkranken Vater (John Lithgow) zu heilen und die Menschheit ein für alle Mal von dieser Krankheit zu befreien. Dabei gibt es einen gewaltigen Fehlschlag in Form eines ausbrechenden Affen und Will steht erst einmal alleine da, nur noch mit einem Schimpansenbaby, dass er beschliesst großzuziehen. Allerdings merkt Will erst als der junge Caesar (Andy Serkis) heranwächst, was für ein Potenzial wirklich in dem Primaten steckt, denn er scheint die Intelligenz seiner Artgenossen bei Weitem zu übertreffen und wächst zu einem extrem cleveren, wenn auch launischen Charakter heran. Es dauert nicht lange und Caesar bekommt aufgrund seiner Neugier die ersten Probleme mit seiner Umwelt...

Was für ein Chaos! Das ist der Gedanke der nach Planet der Affen: Prevolution wohl als Erster im Kopf bleibt. Und damit sei nicht nur das Chaos gemeint, dass die Affen am Ende in New York anrichten, nein auch filmisch ist das hier ein sehr wirres und fahriges Werk, das man hier zu sehen bekommt. Zunächst einmal besitzt der Film eines der schlechtesten Drehbücher, die ich in letzter Zeit zu einer ja eigentlich wirklich interessanten und so kreativ offenen Story gesehen habe. Er ist einfach voll von Momenten, die zwar etliche Fragen aufwerfen, doch nicht den Hauch eines Versuches machen, diese auch zu beantworten. Dabei lege ich mich natürlich nicht mit der Logik der Thematik an, die bei einem solch irrealen Film ja sowieso nicht oberste Priorität hat, sondern mit einer schieren Masse an weit hergeholten Entscheidungen um den Verlauf der Handlung zu lenken. 

So bleiben einerseits Momente in Erinnerung in denen uns simple Verbindungen fehlen, um die Figuren nachvollziehen zu können, und andererseits Szenen in denen versucht wird diese Verbindungen herzustellen, allerdings auf so stupide Weise, dass es durchaus schmerzhaft. Da blutet das Filmherz schon einmal, wenn die Charaktere ohne den Vorgang des Erstellens realistischer Herleitungen einfach immer genau wissen, was eigentlich vorgeht und man das als Zuschauer dann einfach vorgekaut schlucken soll, doch das geht gewaltig nach hinten los. So bleibt der Plot von Planet der Affen: Prevolution durchgehend interessant und der Film ist auch nicht wirklich langatmig oder gar fad, doch immer wenn man gerade versucht ihn wieder gerne zu haben, tritt er leider ins nächste Fettnäpfchen.

Dabei sei angemerkt, dass der Sci-Fi-Streifen einige von Regisseur Rupert Wyatt wirklich sehr gut umgesetzte Szenen besitzt, sowie auch welche, die tatsächlich mit guten Einfällen und Originalität punkten, aber eben andauernd durch das Skript überschattet werden. So entstehen zwar imposante Bilder und actiongeladene Szenen, die sich toll ansehen lassen, aber eben leider vom Gesamtbild des Streifens heruntergezogen werden. So auch eine grandiose Performance von Andy Serkis, der hier mit Hilfe von Motion-Capturing dem Affen Caesar ein gewaltiges und beeindruckend gespieltes Leben einhaucht und den Protagonisten somit zur eindeutigen Augenweide des Films macht. Die anderen Darsteller, wie James Franco und Freida Pinto, wirken leider an vielen Stellen dafür zu platt und einseitig gezeichnet und machen zudem seltsam konstruierte Charakterwandlungen durch, die auch nie wirklich weiter erklärt oder angesprochen werden.

Ach ist das ärgerlich! Wo ich immer wieder versuche mich von Planet der Affen: Prevolution abholen und begeistern zu lassen, schafft es der Film leider nur, mich in der Hinsicht zu beeindrucken, wie viele Fehler man doch in einem Drehbuch machen kann, obwohl der Rest doch teilweise wirklich stimmig wirkt. Zu viel Klischee, zu viel schlecht gekünstelte Storyverknüpfungen und zu wenig Überraschung erschaffen für mich leider am Ende einen Film, von dem ich nicht sagen kann, dass er meinem Geschmack entspricht. Für Sci-Fi-Fans oder Leute, die einfach auf die Story der Affen-Apokalypse stehen, mag hier möglicherweise noch was dabei sein, aber ich sehe hier nur ein ziemliches Durcheinander aus Ideen, die bedauerlicherweise relativ schlecht umgesetzt wurden. 

Wertung: 4/10

Will sich hier sicher nicht aus der Affäre ziehen: Maxim Braun




Sonntag, 21. Dezember 2014

Terminator 2 - Tag der Abrechnung (1991)

Arnie kehrt zurück als kolossale Kampfmaschine, die dieses Mal allerdings für die Menschen Partei ergreift und versucht den jungen John Connor vor einem neueren und viel stärkeren Terminator zu beschützen. Dieser Teil gilt als bester Terminator-Film und einer der besten Action-Filme aller Zeiten, doch besitzt er diesen Titel zurecht?

Terminator 2 - Tag der Abrechnung

Originaltitel: Terminator 2: Judgment Day
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1991
Regie: James Cameron
Haupt-Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Linda Hamilton, Edward Furlong, Robert Patrick
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 132 Minuten
Kurzbeschreibung: In James Camerons Action-Klassiker Terminator 2 kehrt Arnold Schwarzenegger als Kampfmaschine aus der Zukunft zurück, um einen Jungen vor seinem Modellnachfolger zu beschützen. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Seit Sarah Connor (Linda Hamilton) den ersten Terminator zerstören konnte, sind inzwischen 10 Jahre vergangen. Durch ihre unglaubliche Geschichte kam jene aber leider in die Psychiatrie und sitzt in der Klinik fest, während ihr Sohn John Connor (Edward Furlong) bei einer Pflegefamilie untergekommen ist. Die Maschinen haben unterdessen ihren Plan, John Connor davor aufzuhalten die menschliche Rebellion in der Zukunft anzuführen, nicht aufgegeben und schicken einen neuen Terminator des Modells T-1000 (Robert Patrick) zurück durch die Zeit um John als Kind zu eliminieren. Doch auch der zukünftige Connor kann wieder jemanden zurückschicken und programmiert einen Terminator des selben Models der schon damals Sarah umbringen sollte (Arnold Schwarzenegger) dazu um, John zu beschützen. Eine rasante Jagd nach John Connor und der Rettung der Zukunft der Menschheit beginnt.

Terminator 2 - Tag der Abrechnung setzt an vielen guten Stellen an, die man am ersten Teil noch bemängeln konnte. Eine noch interessantere Story mit noch mehr coolen Charakteren und vor allem endlich einem fantastischen Arnold Schwarzenegger, der fette Sprüche klopft und von Fall zu Fall einfach durch die Wand bricht, wenn mal wieder jemand sagt "Aber da gibt es doch keinen Durchgang!". Arnie ist hier in Höchstform und ich hab noch nie mehr Spaß dabei gehabt ihn vor der Kamera zu sehen als in diesem Film.

Gerade das macht den besonderen Humor des Films aus, der unbeschreiblich gut den damaligen Stil mit allerlei Coolness und Geballer verbindet. Die Action-Szenen sind alle brachial gut und immer, wenn Arnie eine Waffe in die Hand bekommt bahnt sich schon das Grinsen an, dass die darauf folgenden Szenen begleitet. Mit Robert Patrick ist außerdem ein Bösewicht an Bord, der so metallisch und kalt wirkt, aber gleichzeitig durch seine neuen Terminator-Fähigkeiten, mit denen er sein flüssiges Metall in allerlei Formen verwandeln kann, ein extrem gut inszenierter Gegner ist. Zwar sind die Special Effects vielleicht nicht mehr auf dem aller neusten Stand, doch bleiben sie schön anzusehen und stören nicht ein bisschen den Unterhaltungswert des Streifens.


Einen großen Anteil daran, dass dieser Film so viel besser ist als Teil 1, ist dann eben sicher auch, dass Schwarzenegger hier als "der Gute" dargestellt wird und seine Chemie zu Edward Furlong als junger John Connor einfach perfekt ist. Bis zum Ende bleibt auch die emotionale Komponente nicht aus und der Film schafft es sehr gut Humor und Ernst in Gleichgewicht zu halten. Somit bleibt er im Gegensatz zum Vorgänger einfach durchgehend spannend und fesselnd eben einschließlich jenem einfach perfekten Ende.

Hiermit kann ich also getrost sagen, dass Terminator 2 - Tag der Abrechnung einer der coolsten Action-Filme aller Zeiten ist und einem beim Schauen einfach unglaublich viel Spaß macht. Vor allem Schwarzenegger ist einfach der Sympathisant des Films und dadurch, dass er hier mehr Freiheiten bekommt, sowie der ganze Film auch an sich, ist der Streifen deutlich unterhaltsamer und sehenswerter als der erste Teil, sogar noch viel mehr als das. Dafür ein dickes Lob an James Cameron!

Wertung: 8/10

"I'll be back!" sagt: Maxim Braun




Terminator (1984)

James Cameron inszeniert den ersten Film mit Schwarzeneggers berühmtester Rolle, dem Terminator! Als meisterhafter Action-Klassiker gilt bis heute sein Auftakt des weltbekannten Sci-Fi-Franchises, doch funktioniert der Film auch heute noch so gut wie in den 80ern?

Terminator

Originaltitel: The Terminator
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr:1984
Regie: James Cameron
Haupt-Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Linda Hamilton, Michael Biehn, Lance Henriksen
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 108 Minuten
Kurzbeschreibung: Mit Terminator schrieb Regisseur James Cameron Sci-Fi-Geschichte: Arnold Schwarzenegger ist der Terminator, der durch die Zeit zurück geschickt wird, um den zukünftigen Rebellenführer auszuschalten. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Im Jahr 2029 haben intelligente Maschinen die Herrschaft über den Planeten erlangt und die Menschheit versucht, vereint zu kleinen Widerstandgruppierungen, dem Roboter-Regiment standzuhalten. Um den letzten Widerstand um den starken Anführer John Connor zu brechen, entwickeln die Maschinen einen genialen Plan: Sie schicken einen Terminator (Arnold Schwarzenegger) zurück in die Zeit um Sarah Connor (Linda Hamilton) zu töten, bevor sie John Connor überhaupt zur Welt bringen kann. Dabei rechnen sie allerdings nicht mit dem Widerstandskämpfer Kyle Reese (Michael Biehn), welcher dem Terminator in die Vergangenheit folgt, um Sarah vor ihm zu finden und zu beschützen.

Terminator ist ein Film, der im Grunde sehr simpel gehalten ist. So gibt es weder eine große Handlung, noch wirklich viele Dialoge, was vor allem bei Schwarzenegger auffällt, der so gut wie gar nichts zu sagen hat, und meistens nur mit einem fiesen Gesicht durch die Gegend läuft und auf Leute schießt, die Connor heißen. So stupide das auch klingen mag, so macht es doch Spaß den Film zu sehen, eben vorrangig jene Szenen, in denen wir den Terminator in Aktion sehen und coole Schussgefechte und Kampfszenen zu sehen bekommen.

In der ersten Stunde nimmt der Film ziemlich schnell Fahrt auf und begeistert mit seinem interessanten Setting, leider hält sich das aber nicht über seine 108 Minuten und wenn Terminator versucht uns eine Liebesszene aufzutischen, welche zwar im Zusammenhang der Geschichte sehr interessant ist, allerdings doch schon sehr gekünstelt wirkt, erreicht der Film dann doch durchaus seine Längen. Auch anmerken kann man ihm inzwischen leider sein Alter, denn die Stop-Motion-Animationen gegen Ende des Films sehen... naja ehrlich gesagt schon ziemlich lächerlich aus.

Das soll einen aber keinesfalls davon abhalten seinen Spaß mit Terminator zu haben, welcher eben dann, wenn er mal auf Action-Sequenzen zurückgreift, wirklich innovativ ist und gut funktioniert. Dabei ist Schwarzenegger die Rolle natürlich auch auf den Leib geschrieben und er brilliert mit einzigartiger Coolness. Allerdings fehlen einem hier dann eben jene Sprüche für die die Action-Ikone bekannt wurde und auch in Sachen Spannungskurve ist Terminator weit von perfekt entfernt, so ist da insgesamt zu viel Rumgeheule und man merkt, dass der Film durch einige Szenen nur in die Länge gestreckt werden soll, um die dürftige Handlung zu erweitern.

Am Ende bleibt James Camerons Auftakt der Terminator-Reihe ein sehenswerter Action-Film mit einem gewohnt kaltschnauzigen Schwarzenegger, aber leider auch nicht mehr. An einigen Stellen merkt man dem Streifen sein Alter an, und dass wohl nicht ganz so viel Arbeit im Skript stekte, doch für einen unterhaltsamen Abend reicht das hier Dargebotene allemal. Den Klassikerstatus hat der Film durch seinen einzigartigen Stil sicher verdient, als Meisterwerk würde ich ihn jetzt aber doch nicht bezeichnen.

Wertung: 7/10

Hat noch einen Termin am Tor: Maxim Braun




Update: 18.10.2015 - Aufwertung von 6/10 auf 7/10 Punkten

Samstag, 13. Dezember 2014

Boyhood (2014)

Richard Linklater beschert uns mit diesem Film, dessen Dreharbeiten fast 12 Jahre lang dauerten in denen Hauptdarsteller Ellar Coltrane vom Kind zum Erwachsenen wurde, ein Mammutprojekt, das seinesgleichen sucht. Dabei trafen sich die Darsteller immer wieder um an dem Film weiterzuarbeiten, der sich hauptsächlich mit dem Anfang und Ende von Beziehungen beschäftigt. Ist der Streifen wirklich ein einzigartiges Meisterwerk oder doch nur ein extremer Fall von Zeitverschwendung?

Boyhood

Originaltitel: Boyhood
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Richard Linklater
Haupt-Darsteller: Ellar Coltrane, Patricia Arquette, Lorelei Linklater, Ethan Hawke
Altersfreigabe: FSK 6
Laufzeit: 166 Minuten
Kurzbeschreibung: Boyhood verfolgt das Leben von Ellar Coltrane über einen Zeitraum von zwölf Jahren, von seinem sechsten Lebensjahr bis zum Ende seiner Schulzeit. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

In Boyhood dreht sich alles um den jungen Mason (Ellar Coltrane) und seine Familie. Während es zwischen seiner Mutter (Patricia Arquette) und seinem Vater (Ethan Hawke) ziemlich kracht, müssen er und seine Schwester (Lorelei Linklater) mit den daraus resultierenden Veränderungen in ihrem Leben klarkommen und wachsen schnell heran. Der Film verfolgt Masons Altern und seine Erfahrungen, die er mit der Schule, Freunden und seiner Familie macht, sowie die Beziehungen, welche er mit jenen Personen einschlägt und auch wieder beendet. Dabei wird der Zeitraum vom gerade eingeschulten Kind, bis zum von zu Hause ausziehenden Erwachsenen dargestellt.

Viel mehr kann man über Boyhoods Story eigentlich auch nicht schreiben, denn dieser Film lebt nicht von einer durchgehenden Handlung, sondern von seiner Veränderung und seinen Dialogen. Während also jegliche Spannung, Dramatik oder eine sich durchziehende Geschichte auszubleiben scheinen, schafft der Film es vor allem durch emotionale und authentische Bilder, sowie tolle Gedankengänge zu überzeugen. So sieht sich Boyhood an vielen Stellen, vor allem wenn es dann doch gegen Ende geht, auch nicht so ohne dass auch einige Längen entstehen, doch die sind eben der massiven Produktion an Bildmaterial zu verdanken und sollten dadurch entschuldigt werden können, denn was hier an Arbeit reingesteckt wurde schreibt Filmgeschichte.

Wir erleben mit diesem Film die Geschichte von nicht nur einem Menschen, sondern von einer ganzen Gruppe von Personen und es gibt so viele realistische und sich so nah anfühlende Szenen und Charaktere, dass Boyhood es schafft beim Zuschauer eine wahrlich melancholische Atmosphäre aufzubauen und eine Thematik einzuführen, welche sich mit der Problematik des Wachsens und der Frage darum, welchen Platz man in der Welt einnimmt, beschäftigt. Dabei scheint der Film so viele wichtige Sachen anzusprechen, die einen selbst schon beschäftigten, dass es an einigen Stellen beinahe gruselig ist und man sich sehr gut in die Situationen hineinversetzen kann, die einem hier präsentiert werden.


Auch darstellerisch ist Boyhood mehr als gelungen. Wo man sich wahrscheinlich überhaupt freuen durfte, einen jungen Schauspieler an Bord holen zu können, der gewillt war fast 12 Jahre an einem Film mitzuwirken, so hat man mit Ellar Coltrane zudem einen wirklich begabten jungen Mann bekommen. Auch die anderen Darsteller sind super in Szene gesetzt und passen zu ihren Rollen und vor allem Ethan Hawke macht hier einen glänzenden Job. Hawke, der ja auch in der "Before-Reihe" von Richard Linklater alle 9 Jahre in denselben Charakter schlüpft, schafft es hier unglaublich sympathisch zu sein und es ist toll, seine Wandlung sowohl äußerlich als auch im Inneren über die Jahre beobachten zu dürfen. Ich würde mich nicht wundern, wenn es dafür eine Oskarnominierung als bester Nebendarsteller geben würde.

Überhaupt muss man sagen, dass Linklaters filmisches Riesenprojekt wohl einer der ganz großen Oskarfavoriten für die Verleihung 2015 ist und das sicher auch zurecht. Zwar sehe ich am Ende dann doch zu viele Längen und zu wenig Handlung in Boyhood, als dass ich ihm den Preis des besten Films überreichen würde, doch für Drehbuchautor und Regisseur Richard Linklater sollte hier sicherlich die Nominierung drin sein, denn sowohl Zuschauer als auch Kritiker sind weitestgehend begeistert von seinem Engagement an diesem Langzeit-Film und schließlich ist auch ein wirklich sehenswertes Werk dabei herausgekommen, das vor allem für Fans von ruhigeren Filmen geeignet ist, die sich nicht so schnell von wenig Geschehnissen vor der Kamera langweilen lassen.

Wertung: 7/10

Will den Erfolg des Filmes nicht boykottieren: Maxim Braun


 

Sonntag, 7. Dezember 2014

28 Days Later (2002)

Danny Boyles 28 Days Later liefert uns Zombiehorror im verlassenen London. Dabei spielt das Szenario besagte 28 Tage nach Ausbruch der Infektion und verfolgt den gerade aus dem Koma erwachten Unfallpatienten Jim, der natürlich nichts von dem Ganzen mitbekommen konnte und durch die verwüsteten Straßen der englischen Hauptstadt irrt.

28 Days Later

Originaltitel: 28 Days Later
Produktionsland: Großbritannien / Niederlande / USA
Veröffentlichungsjahr: 2002
Regie: Danny Boyle
Haupt-Darsteller: Cilian Murphy, Naomie Harris, Brendan Gleeson, Christopher Ecclestone
Altersfreigabe: FSK 18
Laufzeit: 112 Minuten
Kurzbeschreibung: In 28 Days Later von Danny Boyle erwacht ein Mann aus dem Koma, nur um festzustellen, dass es überall nur so vor Zombies wimmelt. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Eine der größten Urängste der Menschheit: Du wachst auf, du weißt nicht wo du bist, alles ist verlassen und du kannst keine andere Menschenseele entdecken. Die Straßen sind verlassen und egal wie laut du rufst, deine Worte hallen immer nur einsam gegen Wände und kehren zu dir zurück. Genauso ergeht es Jim (Cilian Murphy), welcher, gerade frisch aus dem Koma erwacht, feststellen muss, dass er anscheinend die Apokalypse verschlafen hat und London inzwischen nicht mehr als ein karger und verlassener Haufen von Ruinen ist. Es dauert allerdings nicht lange, bis Jim merkt, dass er gar nicht so allein ist wie zuerst angenommen und während er nach Antworten sucht, bekommt er diese schneller als ihm lieb ist, als er von den ersten Infizierten angegriffen wird. Zum Glück stößt er auch auf die mysteriöse und kampferprobte Selina (Naomie Harris) und der Anfang einer Suche nach der Rettung aus dieser aussichtslosen Situation beginnt.

28 Days Later profitiert von seiner starken Besetzung. Ein sehr guter Cilian Murphy, welchen ich sowieso für einen weitestgehend unterschätzten Schauspieler halte, eine tolle Naomie Harris und auch die in kleineren Nebenrollen überzeugenden Brendan Gleeson und Christopher Ecclestone (Doctor Who-Fans werden ihn kennen) machen einen super Job und viel Spaß im Film. Auch die Optik ist gut gelungen und vor allem in der ersten Hälfte des Films noch weitestgehend ruhig und auf die Darstellung der Einsamkeit fokussiert, während gegen Ende des Streifens bis schließlich zum Finale immer mehr Hektik in die Bilder kommt und dem ganzen einen experimentelleren Horror-Charakter verleiht. 

Dabei stehen im Film weniger die sowieso nur in wirklich geringen Zahlen auftauchenden Infizierten (welche man hier wohl eigentlich nicht als Zombies bezeichnen dürfte, da sie nicht untot sind) im Mittelpunkt, sondern mehr die menschlichen Beziehungen zwischen den Charakteren und auch gewisse ethische Fragen nach dem Sinn der Menschlichkeit und des Überlebenstriebes. Leider schafft es Boyle aber hier nie wirklich mehr in die Thematik einzusteigen, sondern bleibt oberflächlich und relativ banal. Hier hätte ich mir an manchen Stellen schon mehr Dialoge gewünscht, die sich mit der Gesamtsituation der Charaktere befassen.

Nichtsdestotrotz bleibt 28 Days Later über 112 Minuten Laufzeit spannend und vergeht sehr schnell ohne einen Hauch von Langeweile. Das Setting ist interessant gewählt, wenn auch nicht zu hundert Prozent neu, und die Charaktere allesamt interessant gestaltet. Insgesamt sehe ich einen kleinen Abfall im Film gegen Ende, wenn er versucht, uns die Abgründe des menschlichen Überlebenstriebes darzustellen und auch sozialkritisch sein will, so hätte ich mir mehr von den anfänglichen Szenen gewünscht, in denen unsere Protagonisten noch durch verlassen Gebäudeblöcke spazieren und die Welt entdecken, da diese Roadtrips durchs leere England einfach super aussehen. So entwickelt sich zwar ein actiongeladenes und spannendes Finale, jedoch auch eines, dass dann doch irgendwie ziemlich deplatziert daherkommt und auch mit einem etwas zu plötzlichen Umschwung des Hauptcharakters agiert.

28 Days Later bleibt auf jeden Fall ein relativ starker Zombie-Film und für Fans des Genres wirklich empfehlenswert, doch schafft er es nicht ganz mehr aus dem starken Konzept zu machen. Viele Ansätze sind gut und wirken auch durchdacht, allerdings einfach nicht vollends ausgeführt und das Ende kommt dann leider doch einfach zu flott und actionreich, als dass es wirklich zum Rest des Films passen möchte, der eben vor allem an seinen ruhigeren Stellen eine tolle Atmosphäre erzeugt. Trotzdem ist 28 Days Later ein sehr interessanter Film, den man keineswegs als 08/15-Horrorstreifen abklatschen kann, sondern der kreativ aus der Masse hervorsticht.

Wertung: 6/10

Ist mit der Filmsucht infiziert: Maxim Braun



Samstag, 6. Dezember 2014

The Illusionist (2006)

Trickreich geht es zu in Neil Burgers The Illusionist in dem ein Mann eine lang verloren geglaubte Liebe wiederfindet, allerdings unter ungünstigen Umständen. Schafft Edward Norton es den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen oder ist alles blos fauler Zauber?

The Illusionist

Originaltitel: The Illusionist
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2006
Regie: Neil Burger
Haupt-Darsteller: Edward Norton, Paul Giamatti, Jessica Biel, Rufus Sewell
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 104 Minuten
Kurzbeschreibung: Der Magier Edward Norton verzaubert in Neil Burgers Thriller The Illusionist das Publikum und die von Jessica Biel gespielte Herzogin. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Im Wien des 20. Jahrhunderts herrschen monarchische Verhältnisse. Dadurch, dass unser junger Protagonist nur Sohn eines Tischlers ist, wird ihm seine junge Romanze mit der Jungherzogin Sophie schnell zum Verhängnis und ein gemeinsamer Fluchtplan der beiden scheitert. Jahre später kehrt der mit Illusionen spielende Mann (Edward Norton) nun erwachsen und unter dem Künstlernamen Eisenheim nach Wien zurück und gibt dort magische Vorstellungen, welche schnell für Aufsehen in der Stadt sorgen. Als der Prinz und künftige Thronanwärter Leopold (Rufus Sewell) zu einer Vorstellung kommt trifft Eisenheim auch Sophie (Jessica Biel) wieder, die immer noch am Hof lobt und bald mit dem Prinzen vermählt werden soll. Doch zwischen den beiden fliegen schnell wieder Funken, welche dem korrupten Inspektor Uhl (Paul Giamatti) überhaupt nicht gefallen...

Edward Norton ist ohne Frage ein toller Schauspieler. So hat er uns mit seinen Performances, wie zum Beispiel in American History X oder Fight Club schon zu Genüge beweisen können, dass er weiß, was er tut. Hätte er das dannauch nur hier wieder gezeigt. Seine Rolle bleibt den ganzen Film lang viel zu platt und banal, so bringt er keine Szene irgendwie herausstechend hin, nein spielt vielleicht solide aber ungewohnt leer und uninspiriert seine Rolle herunter. Jessica Biel als weibliche Nebenrolle bleibt leider weitestgehend genauso auf der Strecke. Das ist schade, denn die männlichen Nebendarsteller bestehend aus Paul Giamatti und Rufus Sewell wissen genau was sie tun und sie machen es sehr gut und überzeugend. 

Auch filmisch ist The Illusionist nicht gerade eine Perle. So gibt es schon einige gute Einstellungen und Bilder, doch viel Potenzial bleibt ungenutzt und die Kamera wirkt irgendwie hastig und uninspiriert, als müsse sie einen Zeitplan einhalten, welcher für Ideen zu wenig Freiraum lassen würde. So fällt es schwer Gefühle für die Charaktere oder eine Einstellung zur Handlung machen zu können, zudem der untermalende Score kein einziges Mal bedeutsam hervortritt. Thematisch ist The Illusionist interessant, versucht stark sich einen guten Film nennen zu dürfen und sich einen Platz in der großen Twist-Riege zu erarbeiten, doch genau hier liegt das größte Problem, ein gutes Drehbuch war hier leider nicht vorhanden.


So kann man schon bevor der Film zur Hälfte um ist den gesamten weiteren Ablauf vorhersagen und liegt leider damit richtig. Das ist nicht nur ernüchternd, es ist auch wirklich enttäuschend zu sehen, dass uns hier der Film am Ende weiß machen will, dass wir die ganze Zeit getäuscht wurden und wir als Zuschauer eine Täuschung erwartet, die sich als nicht mehr als eine Enttäuschung herausstellt. Als Pluspunkt muss man dem Film anrechnen, dass er weder langweilig, noch frustrierend wird, durch seine fatalen Fehler, nein es sogar irgendwie schafft relativ stimmig zu bleiben und zumindest sein Ding durchzuziehen. 

Am Ende bleibt The Illusionist also leider ziemlich platt und enttäuschend. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier nicht um einen wirklich schlechten Film, eher eben um einen, von dessen Genre wir einfach als Zuschauer durch tolle Werke wie Christopher Nolans Prestige - Meister der Magie so viel mehr gewohnt sind, dass uns das hier eher zum Gähnen als zum Staunen bringt. Ein ambitionierter Norton und ein flotteres und subtileres Drehbuch hätten dem Streifen sicherlich gut getan, aber so kann ich nur sagen, für Leute die, sich nicht mit wenig zufrieden geben und Überraschungen gewohnt sind ist The Illusionist nichts mehr als ein laues Lüftchen.

Wertung: 5/10

Der Twist ist hier nur Illusion, sagt: Maxim Braun



Donnerstag, 27. November 2014

Lautlos im Weltraum (1972)

Ein Weltraumklassiker aus den 70er-Jahren in dem Bruce Dern versucht die letzten Erdenpflanzen auf einer Raumstation vor der Zerstörung zu beschützen. Dabei ist er der einzige der Besatzung, der für seine grünen Freunde kämpft, und muss sich deshalb gegen den Rest der Besatzung stellen. Leider bleibt Lautlos im Weltraum aber nicht nur lautlos, sondern auch langweilig:

Lautlos im Weltraum

Originaltitel: Silent Running
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1972
Regie: Douglas Trumbull
Haupt-Darsteller: Bruce Dern, Cliff Potts, Ron Rifkin, Jesse Vint
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 86 Minuten
Kurzbeschreibung: Bruce Dern als Botaniker im Weltall, der sich Befehlen widersetzt um seine geliebten Pflanzen vor der Vernichtung zu retten. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Eine Raumschiffflotte treibt seit einigen Jahren durchs Sonnensystem, an Bord die letzten Pflanzen und Tiere der Erde, welche in einigen gewaltigen Glaskuppeln herangezüchtet werden. Diese konnten nämlich auf dem Blauen Planeten der von der Menschheit übel zugerichtet wurde, nicht mehr länger überleben. Freeman Lowell (Bruce Dern) widmet sich voll und ganz der Aufgabe die Biotope zu erhalten und träumt von einer Erde, auf der es wieder Wälder gibt, die blühen und gedeihen können. Von seinen Kollegen kann man das nicht sagen. Sie hoffen auf einen baldigen Abbruch der sinnlos scheinenden Mission, damit sie wieder zurück nach Hause kehren dürfen. Als die Crew dann von ihren Vorgesetzten den Befehl erhält, das Projekt aufzugeben sieht sich Lowell in einer schwierigen Lage: Kann er verhindern, dass die Kuppeln abgesprengt werden und mit ihnen die letzten Vegetationsräume der ehemaligen Erde im All detonieren?

Lautlos im Weltraum schafft es trotz seiner sehr interessanten Thematik, welche auch heute noch für Diskussionsstoff sorgen sollte, und seiner knappen Laufzeit von nicht einmal 90 Minuten, einfach nicht den Zuschauer zu fesseln und ist vor allem ab dem zweiten Drittel sehr langatmig. Das liegt vor allem daran, dass wir es hauptsächlich nur mit einem Charakter zu tun haben, der vor der Kamera mit ein paar Robotern und Pflanzen interagiert, welche nicht gerade gesprächig sind, und auch nicht groß zur Handlung beitragen. 

Dabei wünscht man sich bei einem makellosen Bruce Dern, welcher hier das Beste aus der sehr monotonen Rolle herausholt, und einer Geschichte, die futuristisch und sehr relevant für die Zukunft der Menschheit scheint, den ganzen Film über, dass er es doch schaffen möge in die Gänge zu kommen. Doch anstatt je wirklich gesellschaftskritisch zu werden oder Spannung zu erzeugen, kreiert der Film nichts außer Löcher in seiner Geschichte: Warum werden Raumschiffe mit Biotopkuppeln ins All geschickt, anstatt auf der Erde oder dem Mond, oder sonst auf einem festen Körper, welche zu bauen? Wo kommen alle Ressourcen her, die verwendet werden? Wer stellt eine Crew zusammen, die zu drei Vierteln aus Menschen besteht, die völlig unqualifiziert für so gut wie jede Art von Arbeit auf dem Raumschiff sind?

Diese und viele weitere Fragen werden vom Film leider nie beantwortet und ein Film, der aufrütteln will, und der einem die Augen öffnen soll, muss mehr können als nur eine Thematik behandeln, er muss sie gut verarbeiten. Genau in diesem Aspekt ist Lautlos im Weltraum komplett unbedeutend und bleibt bis zum Schluss in einer banalen Schwarz-Weiß-Färbung, in der niemand die eigenen Taten oder überhaupt irgendetwas zu hinterfragen scheint. So kommt nicht einmal der Befehl die Biotopkapseln zu zerstören mit irgendeiner Begründung daher, sondern wird einfach so wie er ist hingenommen. Größtes Highlight der idiotischen Orgie an Blödsinn bleibt das Ende, in dem ein langjähriger Botaniker und Pflanzenexperte plötzlich Tage braucht, um zu bemerken, dass Pflanzen Licht benötigen. 

Der Film wird einzig und allein durch für sein Alter tolle Bilder, einen überaus starken Bruce Dern und einen sehr stimmig zusammengestellten Soundtrack gerettet. Zudem gibt es ein paar Bonuspunkte für das sehr witzige Design der Roboter, die einem quasi automatisch ans Herz wachsen. Ansonsten bleibt Lautlos im Weltraum wie schon gesagt leider weitaus enttäuschend, da er aus einer sehr erschreckenden und anregenden Materie einfach nichts macht, sondern banal und extrem langweilig bleibt. Der Klassiker-Faktor bleibt wegen der einzigartigen Idee vielleicht einigermaßen nachvollziehbar, macht aber das löchrige und kaum erklärte Szenario nicht wett.

Wertung: 4/10

Gähnt nach diesem Film laut los: Maxim Braun



Montag, 24. November 2014

Todeszug nach Yuma (2007)

Christian Bale und Russel Crowe in einem Remake des Western-Klassikers Zähl bis drei und bete, in dem ein Farmer einen gefährlichen Strafgefangenen zu einem Zug bringen muss, bevor dessen Kumpanen es schaffen können ihn zu befreien. Guter Neowestern oder unnötiges Remake? Ich habe es nicht geschafft, den Film in vollen Zügen genießen zu können:

Todeszug nach Yuma

Originaltitel: 3:10 to Yuma
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr:2007
Regie: James Mangold
Haupt-Darsteller: Christian Bale, Russell Crowe, Logan Lerman, Ben Foster
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 123 Minuten
Kurzbeschreibung: Wird Christian Bale es schaffen, den Outlaw Russell Crowe zum Todeszug nach Yuma, und damit hinter Schloss und Riegel zu bringen? (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Dan Evans (Christian Bale) wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen auf einer Ranch in Arizona. Da er seinen Fuß im Kriegsdienst verloren hat und kaum genug Geld zum Leben verdient, hat er große Probleme mit seinen Gläubigern zurechtzukommen, die ihm sein Land wegnehmen wollen. Eines unheilvollen Tages wird er Zeuge eines Überfalls auf eine Kutsche der Bahngesellschaft, bei der einige Männer ihr Leben verlieren und der gerissene Ganove Ben Wade (Russell Crowe) und seine Bande eine Menge Geld stehlen. Später in der Stadt erkennen sich beide wieder und Evans bietet bei Wades Verhaftung an, die Eskorte im Austausch für 200 Dollar zu begleiten. Eine lange und beschwerliche Reise zur Bahnstation beginnt, an der Wade mit dem nächsten Zug um 3:10 Uhr ins Gefängnis nach Yuma transportiert werden soll, doch seine Kollegen heften sich schon bald an die Versen der Eskorte...

Zuerst sei gesagt, ich kenne das Original Zähl bis drei und bete aus dem Jahre 1957 nicht und kann deswegen leider auch derzeit noch keinen Vergleich mit dem Remake anbieten. Dennoch betrachte und bewerte ich den Film hier natürlich sowieso als ganz eigenen Film und einfach als das, was er ist. Todeszug nach Yuma profitiert sehr stark von seinen beiden Hauptdarstellern Christian Bale und Russell Crowe. Beide spielen hier toll und vor allem Crowe schafft es, seiner Figur einen tollen Charakter durch sein Spiel zu verleihen und durch seine Performance zu begeistern.

Umso mehr ärgert es mich, wie unfassbar schlecht hier an der Entwicklung der Charaktere gearbeitet wurde. So ist es eben auch wieder vor allem Crowes Charakter, der gegen Ende einfach komplett aus der Rolle fällt. Manche mögen dies einer plötzlichen Sinneswandlung zuschreiben, Andere stören sich daran nicht oder finden es sogar gelungen, für mich ist es fast unerträglich wie unangekündigt und wie unnötig hier die Charaktere einfach komplett unnatürlich zu handeln scheinen und dadurch große Teile der Geschichte einfach vor die Hunde gehen. Und dabei handelt es sich hier um eine durchaus spannende Geschichte, die mit einem guten Drehbuch und einem guten Regisseur wirklich ein Highlight hätte werden können. Doch stattdessen schafft der Streifen es kaum Atmosphäre zu schaffen und dabei hilft auch ein Soundtrack, der so gut wie kaum vorhanden ist, und dessen Oskarnominierung ich unmöglich nachvollziehen kann, nicht aus.

Vor allem gegen Anfang des Films scheint nämlich James Mangold einiges nicht so recht durchdacht zu haben, so kommen mir viele der Anfangsszenen sehr unvorteilhaft gedreht oder geschnitten vor und wollen mich einfach nicht eintauchen lassen, in die Welt, die mir hier angeboten wird. Dabei macht es stets Spaß Bale und Crow zusammen im Bild zu sehen und auch die Dialoge des Films sind zum Teil wirklich gelungen, doch die richtige Chemie kommt einfach nicht auf, eben weil die Charaktere sich so unglaublich irrational und seltsam verhalten. Und bevor mir vorgeworfen wird, ich würde hier unnötig herummeckern, ohne Beispiele zu liefern, will ich das nachholen: Ich bin nicht in der Lage verstehen zu wollen, warum mit einem der meistgesuchtesten Gangster im Wilden Westen umgegangen wird, wie mit einem Kleinverbrecher - vor Allem nachdem er einige Male Anlass dazu gibt, ihm einfach mal den Mund zu schließen, oder doch wenigstens mal seine Handschellen auf den Rücken zu binden, damit er nicht ständig über seine Eskorte herfällt. 

Wie schon gesagt, ist das Ende des Films der Teil, der am wenigsten solide daherkommt. So ergibt weder die besagte Charakterentwicklung Sinn, noch wie Ben Wade damit umgeht. Anstatt seinen Leuten irgendwie mitzuteilen, dass er langsam anfängt mit Evans zu sympathisieren und dass beide gerade zum Zug rennen, lässt er sich munter weiterlaufend von den eigenen Männern beschießen, welche auch nie auf die Idee kommen, den alleine kämpfenden Evans auch nur einmal einzukreisen oder irgendeinen Versuch machen sich ihm zu nähern. Am Ende macht der Film dann noch ein paar viel zu hastige Versuche, irgendwie Authentizität hinter die Handlungen der beiden Hauptakteure zu zaubern und kommt mit einem enttäuschend idiotischen Finale daher, welches uns außerdem die vollkommene Sinnlosigkeit dieser Reise nach Yuma klarmacht und somit den Film selbst bloßstellt.

Todeszug nach Yuma sieht gut aus und hat zwei tolle Hauptdarsteller, ist aber in meinen Augen einfach nicht ausgereift genug geschrieben. So schafft er es einfach nicht, sich so interessant zu gestalten, wie er sein sollte und bleibt an vielen Stellen nicht nachvollziehbar und seltsam konstruiert wirkend. Vor Allem schlägt mir hier eben ein sehr verkorkstes Ende auf den Magen, bei dem irgendwie noch mal alles zusammengepresst werden soll, was man hätte im ganzen Film langfristig entwickeln können. So bleibt er möglicherweise sehenswert für Western-Fans oder Freunde von Bale und Crowe, auch, weil er es trotz seiner deutlichen Defizite schafft, nicht langweilig zu werden, doch insgesamt erreicht Todeszug nach Yuma viel weniger, als er hätte sein können und bleibt für mich am Ende enttäuschend.

Wertung: 5/10

Versteht nur Bahnhof: Maxim Braun




Donnerstag, 20. November 2014

Bei Anruf Mord (1954)

Ein Hitchcockfilm in alter Kammerspiel-Manier, in dem ein Mann einen gewieften Plan entwickelt, um seine Frau aus dem Weg zu räumen. Dabei entwickelt sich eine immer komplexer werdende Geschichte, mit vielen Wendungen, doch schafft es der Klassiker auch heute noch den Zuschauer zu verwirren?

Bei Anruf Mord

Originaltitel: Dial M for Murder
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1954
Regie: Alfred Hitchcock
Haupt-Darsteller: Ray Milland, Grace Kelly, John Williams, Robert Cummings
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 105 Minuten
Kurzbeschreibung: Bei Anruf Mord soll es für Grace Kelly heißen, deren betrogener Ehemann einen raffiniert-diabolischen Plan ausheckt, um seine Frau ins Jenseits zu befördern. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Seit der britische Ex-Tennisspieler Tony Wendice (Ray Milland) seine Sportlerkarriere an den Nagel gehängt hat und nur noch nebenbei etwas Geld verdient, läuft es in der Ehe mit seiner wohlhabenden Frau Margot (Grace Kelly) nicht mehr so richtig prickelnd. Jene beginnt deshalb eine Affäre mit dem Amerikaner Mark (Robert Cummings), welcher sein Geld als Schriftsteller von Kriminalromanen verdient. Als Tony von den Treffen der beiden Wind bekommt, muss er schleunigst einen Plan schmieden, denn lässt sich seine Frau von ihm scheiden, sähe er nichts mehr von ihrem Vermögen und müsste sich einen anstrengenderen Beruf besorgen. Aus diesem Grund baut Tony ein komplexes Lügenkonstrukt auf, um den Tod seiner Frau zu bewirken, ohne selbst unter Verdacht zu stehen, doch schafft er es auch, dass ihm Inspektor Hubbard (John Williams), welcher die Ermittlungen leitet, nicht auf die Schliche kommt?

Bei Anruf Mord schafft es, bis zum Ende Überraschungen aufzutischen. Die Handlung, die auf dem gleichnamigen Theaterstück von Frederick Knott basiert, beschränkt sich weitestgehend auf einen Schauplatz, so wie es bei Hitchcock ja des Öfteren der Fall ist. Überhaupt ist die Geschichte des Films schnell erzählt, doch bleibt ihre Ausführung trotzdem äußerst aufgefächert. So folgt eine komplexe Idee nach der anderen und es entwickelt sich ein herrlich ausgefeiltes und verwirrendes Szenario, bei dem man als Zuschauer aufmerksam dabei sein muss, um es im vollen Umfang nachvollziehen zu können.

Auch schafft es, der von vielen als "Meister der Spannung" gefeierte Top-Regisseur, seinem Ruf mal wieder gerecht zu werden und kreiert einige intensiv dramatische Szenen, welche vor allem von einem stimmungsgeladenen Soundtrack und einer gewohnt markanten Kameraarbeit profitieren, was aufgrund der geringen Location-Wechsel nicht als Selbstverständlichkeit gelten darf. So schaffen es gekonnte Schnitte und auch experimentierfreudige Perspektiven, dass diesem Film Hitchcocks Stil deutlich anzumerken ist. Des Weiteren zieht er einen Vorteil aus den vielen Kleinigkeiten, die oft gar nicht weiter erläutert werden, dies aber auch nicht nötig haben, da sie einfach zeigen, dass hier auf jedes Detail Wert gelegt wurde (zum Beispiel das Entfernen der Fingerabdrücke am Anfang).

Auch schauspieltechnisch ist dieser Streifen äußerst überzeugend, vor allem die Hauptdarsteller Ray Milland und Grace Kelly agieren hier sehr charakterbetont und verkörpern ihre Figuren vor der Kamera sehr gut. Der gewohnte Cameo-Auftritt des Großmeisters selbst bleibt leider bis auf ein eingerahmtes Foto an der Wand aus, doch trotz alledem bleibt Bei Anruf Mord ein wirklich guter Hitchcockfilm, der seine Stärken vor allem eben in der Entfaltung des komplexen Szenarios und den überraschenden Wendungen in der Handlung zeigt und er bleibt dabei stets kurzweilig und unterhaltend.

Hier haben wir es also mit einem Klassiker zu tun, der inzwischen schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat und trotzdem noch ausgezeichnet funktioniert. Dieser Film kann mit seinem komplexen Handlungsstrang auch heute noch für einige Verwirrungsmomente sorgen und ist dem Zuschauer scheinbar ständig voraus. Für Fans von Hitchcock sicher ein Muss, doch auch für Leute, denen interessante Kammerspiele oder generell ältere Filme gefallen, ist Bei Anruf Mord sicherlich sehenswert.

Wertung: 8/10

Leidet noch nicht an Rufmord: Maxim Braun



Update: 26.03.2015 - Aufwertung von 7/10 auf 8/10 Punkten
Bei der zweiten Sichtung weiß Bei Anruf Mord immernoch mehr als nur zu begeistern, und hat es sich somit redlich verdient aufgewertet zu werden.

Mittwoch, 19. November 2014

Die Verurteilten (1994)

Für einige gilt Frank Darabonts episches Gefängnis-Drama, über einen wegen vermeintlichem Doppelmord verurteilten Bankier, als einer der besten Filme aller Zeiten. Zudem wurde Frank Darabonts Inszenierung von Stephen Kings Buchvorlage für sieben Oscars nominiert. Kann Die Verurteilten seinem Ruf gerecht werden? Ich beurteile den Film:

Die Verurteilten

Originaltitel: The Shawshank Redemption
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1994
Regie: Frank Darabont
Haupt-Darsteller: Tim Robbins, Morgan Freeman, Bob Gunton, William Sadler
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 142 Minuten
Kurzbeschreibung: Im Drama-Klassiker Die Veruteilten freunden sich Tim Robbins und Morgan Freeman im Gefängnis an. Gemeinsam meistern sie den Alltag hinter Gittern und die sadistischen Wärter. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Eine harte Strafe erwartet den Bankier Andy Dufresne (Tim Robbins), der trotz Beteuerung seiner Unschuld für den Mord an seiner Frau und deren Liebhaber gleich zweimal lebenslänglich verbüßen muss. Dafür kommt er in das berüchtigte Shawshank-Gefängnis, welches bekannt für seine sadistischen Wärter und den selbstherrlichen und strikt gläubigen Direktor (Bob Gunton) ist, die die Gefangenen schikanieren. Dort gerät Andy schnell ins Visier zwielichtiger Insassen, die ihm nichts Gutes wollen und ihm das Leben schwer machen. Einzig und allein die Freundschaft zu Mithäftling Red (Morgan Freeman), welcher ein Experte im Beschaffen von allerlei Dingen ist, scheint ein Lichtblick für ihn zu sein im unbarmherzigen Gefängnis-Alltag. Doch als Andy beschließt, nicht mehr nur schweigend zuzuschauen und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, schafft er es, sich für alle Gefangenen unvergesslich zu machen.

Und genau das schafft Die Verurteilten auch für den Zuschauer zu werden: unvergesslich. Dieser Film ist einzigartig und glänzt in jeder Kategorie, nichts gibt es, was ich an ihm wirklich kritisieren mag. So fangen wir bei einem erstklassigen Cast an, bei dem vor allem die beiden Hauptdarsteller Robins und Freeman besonders herausstechen. Tim Robins schafft es hier zu beweisen, dass ihm viel mehr Aufmerksamkeit in der Branche zukommen sollte, denn er ist einfach grandios und ich würde ihn sehr gerne in so vielen weiteren starken Rollen sehen. Morgan Freeman bestätigt einmal mehr, dass auch er nicht zu Unrecht zu den Größen der Charakterdarsteller in Hollywood gehört, und geht perfekt in seiner Rolle auf. Auch Bob Gunton und andere Nebendarsteller, wie zum Beispiel der verstorbene James Whitmore, welcher hier die Rolle des "Knast-Urgesteins" Brooks verkörpert, geben eine fabelhafte Performance ab, der es an nichts mangelt. 

Durch solch atemberaubende Leistungen baut der Film eine fantastische Atmosphäre auf, begleitet von einem gefühlvollen und stimmigen Soundtrack, komponiert von Thomas Newman, der ja auch schon oft beweisen konnte, dass er zu den besten Komponisten für Filmmusik gehört (so liebe ich zum Beispiel auch die Soundtracks von American Beauty und Road To Perdition). Der Film schafft wenige wirklich bombastische Bilder, aber er kreiert mit exzellenter Kameraführung auf kleinem Raum viele gute und bemerkenswerte Szenen, die glaubhaft das Leben im Gefängnis verdeutlichen. Um authentisch zu bleiben, kommt Die Verurteilten ohne überspitzte Gewaltdarstellungen aus, lässt den Zuschauer aber zu jeder Zeit wissen, was passiert und versucht nichts zu vertuschen. So wird Andy oft verprügelt, während die Kamera langsam wegfährt und ihn seinem Schicksal überlässt.

Die wahre Brutalität des Films aber ist die Darstellung der ewigen Routine und der psychischen Probleme, die bei einem jahrzehntelangen Aufenthalt hinter Gittern natürlich im Vordergrund stehen. Dabei stellt der Film all dies stets interessant dar, ohne das sich Szenen repetitiv zu wiederholen scheinen. Wir freunden uns immer mehr mit unseren beiden Hauptdarstellern an, scheinbar einfach ignorierend, dass die beiden des Mordes bezichtigte Strafgefangene sind. Dies ist wohl vor allem auch der Chemie zwischen den Charakteren zu verdanken, die einen Großteil der Stimmung des Filmes ausmacht.

Der Aufbau dieser Sympathie zu den Hauptdarstellern liegt natürlich auch am Szenario. So werden für uns Andy und Red immer interessanter, desto mehr wir über sie erfahren und umso mehr wir merken, wie trist und unfair das Leben als Gefangener doch ist und wie sie doch alles hinnehmen, sich eingestehend, dass sie dies ja vielleicht verdient haben. Der Film baut vor allem auch viele interessante Gedankengänge auf, wie das Infragestellen des Wortes Resozialisierung, oder die Rolle der Hoffnung in einer scheinbar aussichtslosen Situation. Viele der tollen Dialoge und eben auch die ganze Geschichte an sich stammen ja letzten Endes aus Stephen Kings Novelle "Rita Hayworth and Shawshank Redemption", die als Vorlage für den Film diente, und hier toll verfilmt wurde. Ich als großer King-Fan bin wirklich erstaunt, wie viel der Film hier doch schafft aus der nur knapp 150 Seiten langen Erzählung herauszuholen.

Als Fazit steht fest, Die Verurteilten ist für mich ein zeitloses Meisterwerk! Dieser Film darf in der Top 10 meiner Lieblingsfilme auf keinen Fall fehlen und überrascht mich jedes Mal erneut. So schafft er es, mich mit seinen sympathischen Hauptcharakteren mitfühlen zu lassen und ihre Freundschaft zu genießen, gleichzeitig aber auch, an gewissen Stellen einen Kloß in meinen Hals zu zaubern und verdammt bitter zu sein. Der Film vermittelt eine wunderbare Botschaft und baut ein fabelhaftes Finale auf, welches zwar große Überraschungen weitestgehend ausspart, aber einfach so rührend ist, dass die Freudentränen noch nach dem Anfang der Credits in den Augen schwimmen. Ich kann diesen Film somit wirklich nur jedem sehr ans Herz legen, da er zu meinen absoluten Favoriten gehört und sich diese Stellung auch redlich verdient hat.

Wertung: 9/10

Will immer fair urteilen: Maxim Braun


Sonntag, 16. November 2014

Garden State (2004)

In Zach Braff's Regiedebüt, in dem er gleichzeitig als Hauptdarsteller agiert, kehrt ein Mitzwanziger in seine Heimat zurück und muss sich mit alten Wunden auseinandersetzen, um mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen und sein Glück finden zu können.

Garden State

Originaltitel: Garden State
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2004
Regie: Zach Braff
Haupt-Darsteller: Zach Braff, Natalie Portman, Peter Sarsgaard, Ian Holm
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 102 Minuten
Kurzbeschreibung: Ein erfolgloser Schauspieler der seit 9 Jahren nicht mehr zuhause war kehrt zur Beerdigung seiner Mutter in seine alte Heimat zurück. Dort erwarten ihn nicht nur all die bekannten Gesichter seiner Vergangenheit, sondern auch die mysteriöse Sam, mit der er sich schnell anfreundet. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Andrew Largeman (Zach Braff) weiß nicht wirklich wo er steht und wo er hin will. Seit 9 Jahren ist er von Zuhause weg um in Los Angeles Schauspieler zu werden und hat seine Eltern seitdem nicht mehr gesehen. Dabei läuft seine Karriere eher weniger erfolgreich, so bleibt seine bekannteste Rolle die eines behinderten Footballspielers und er jobbt mehr in Restaurants, als dass er bei Castings viel Erfolg hat. Eines Morgens erhält er von seinem Vater (Ian Holm) einen Anruf, in dem dieser ihm mitteilt, dass seine Mutter gestorben ist und er ihn nach Hause bittet. Andrew macht sich also auf den Weg und kehrt in den lange verlassenen Ort seiner Jugend zurück, trifft alte Bekannte und versucht mit seinem Vater klar zu kommen, doch irgendwie fühlt er bei all dem rein gar nichts. Das ändert sich rasch, als er der aufgedrehten Samantha (Natalie Portman) begegnet, die im schnell ans Herz wächst, und Andrew muss sich fragen, was er eigentlich will.

Garden State ist ein sehr charmanter Film. Vor allem im ersten Drittel kommt er mit einem sehr leisen Humor daher, der gerade durch allbekannt erzwungene Gespräche und Situationen sehr authentisch bleibt. Das mag seltsam klingen, aber der Film zeigt so viel realistische Dialoge, die wir wohl alle aus langweiligen Familienfeiern und dem Treffen von alten Bekannten kennen, dass er genau den Ton trifft. So bringt Zach Braff das Gefühl, der Entfremdung der eigenen Vergangenheit sehr gut rüber und tischt hier einen Film auf, der einem selbst auch einige Fragen aufwirft.

Das ganze ist weder eine Komödie noch ein Drama, sondern einfach irgendetwas dazwischen, irgendwie eine Art Selbstfindungstripp der den Zuschauer weniger mitreißt oder berührt, dabei aber umso mehr gebannt dem Geschehen folgen lässt. Seinem Stil ist es zu verdanken, dass Garden State einfach anders ist, zwar keine wirklich originelle Geschichte hat, aber durch seine so alltäglichen und doch so charismatischen Bilder es einfach schafft, über 102 Minuten komplett kurzweilig und doch im Gedächtnis zu bleiben. So braucht man keine großen Gefühle zu erwarten, auch keine verzwickte Geschichte die sich langsam auflöst, oder überhaupt irgendwie eine wirkliche Überraschung, doch genau dadurch, dass er irgendwie so klein und unscheinbar bleibt brennt sich der Film umso mehr ins Herz.


Ehren muss man hier vor allem die beiden Hauptdarsteller Zach Braff, der ja hier auch gleichzeitig sein Regiedebüt gibt und am Drehbuch mitwirkte, und eine fantastische Natalie Portman. Beide sind hier wirklich toll und bauen eine super Chemie zueinander auf. Braff hat diese Rolle im Gesicht stehen und es würde mich nicht wundern, wenn hier auch einiges an autobiographischem Material in den Film mit einfloss, doch vor allem Portman weiß mich durch ihre so einfache und doch wundervolle Performance zu beeindrucken. So gibt es kaum Szenen in denen hier irgendwie die schauspielerische Glanzleistung hervorsticht, mehr wirkt eben einfach der ganze Film stimmig und an keiner Stelle sehe ich wirklich störende Kanten. Desweiteren hat Braff hier einen tollen Soundtrack zusammengestellt aus vielen Künstlern die dann auch in der Serie "Scrubs", mit der er ja seinen großen Durchbruch schaffte, oft verwendet wurden und die einfach toll in die Atmosphäre des Streifens passen, in dieses melancholisch Fremde, der zurückgelassenen Vergangenheit.

Garden State revolutioniert überhaupt nichts, hat wenig herausstechenden Szenen, Schauspieler oder Dialoge, ist aber einfach so stimmig und atmosphärisch, dass er all das auch gar nicht nötig hat. Mehr begeistert dieser Film eben genau durch jenen Minimalismus und seine kleinstädtische Art, die uns alle wohl irgendwie bekannt ist und wirft auch im Zuschauer die Frage auf, wie das mit dem Glücklichsein funktioniert. Dabei ist es etwas schade mitanzusehen, dass die Geschichte gegen Ende doch ein wenig zu sehr Richtung Hollywoodkitsch abdriftet. Der Film bleibt die ganze Zeit über sehr ruhig, ziemlich langsam und doch äußerst situationskomisch, ist also vielleicht nichts für den, der hier eine Komödie voller Lacher erwartet, sondern eher für die, die einen kleinen und doch nachdenklichen Film genießen können und wollen. Für mich ist Garden State ein kleiner Stern am Filmhimmel.

Wertung: 7/10

Ein Garden State im Walde ganz still und stumm: Maxim Braun



Donnerstag, 13. November 2014

Schmetterling und Taucherglocke (2007)

Ein Mann, der nach einem Unfall nichts bewegen kann, außer seinem linken Auge. Ein Mensch der in sich selbst gefangen ist, der seine Gedanken nicht aussprechen kann und der sich wohl kaum einsamer und verlorener fühlen könnte. Eingefangen in einen Film der tief in seine Gedanken eintaucht:

Schmetterling und Taucherglocke

Originaltitel: Le Scaphandre et le papillon
Produktionsland: Frankreich / USA
Veröffentlichungsjahr: 2007
Regie: Julian Schnabel
Haupt-Darsteller: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Marie-Josée Croze, Anne Consigny
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 112 Minuten
Kurzbeschreibung: Schmetterling und Taucherglocke erzählt von einem Mann, der seit einem Schlaganfall am Locked-In-Syndrom leidet. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Jean-Dominique Bauby war französischer Journalist, Autor und Chefredakteur des französischen Magazins "Elle", bevor er am 8. Dezember 1995 einen Schlaganfall erleidet und ins Koma fällt. Nach seinem Erwachen kann der 43-jährige nicht mehr sprechen und ist überall am Körper gelähmt, mit Ausnahme seines linken Auges. Dies ist so tatsächlich passiert und von Bauby, der hier von Mathieu Amalric gespielt wird, in einen Roman verarbeitet worden. Der Film erzählt den Prozess nach seinem Aufwachen, die Probleme mit denen er leben muss und das "Diktieren" des Buches, was er durch eine Art Zeichensprache durch sein Blinzeln vollbrachte, als Verfilmung eben jenes Romans von Bauby.

Schmetterling und Taucherglocke ist ein gewaltiger Film. Er begibt sich thematisch in eine so dermaßen schreckliches Szenario und das, aus erster Hand der Person erzählt, die das alles wirklich erlebt hat. Allein dieser Fakt verleiht dem ganzen ein so hohes Level an Authentizität und erschreckender Ehrlichkeit, das man so leider nur allzu selten in Dramen geboten bekommt. Der Film wirkt dadurch an keiner einzigen Stelle auch nur irgendwie klischeemäßig und versucht sich gar nicht erst irgendwo einzuordnen. Man tut hier nicht Unrecht, dies als ernsthaftes Kunstwerk zu bezeichnen, als ein bewegendes Erlebnis voller toller Bilder und Monologe, die einen zum Nachdenken anregen.

So zeigt uns Regisseur Julian Schnabel auf der einen Seite immer wieder schockierende Bilder aus der Realität - wie die aus Bauby's Perspektive gefilmte Szene, in dem ihm sein Auge zugenäht wird - und auf der anderen Seite tolle Fantasiewelten, die sich der gelähmte in seinem inneren Exil aufbaut. Bildgewaltig kommt Schmetterling und Taucherglocke somit daher und versucht auf groteske Weise irgendwie zu übermitteln, wie es sich anfühlen muss in Bauby's Haut zu stecken. So ist überhaupt ein Großteil der Szenen sozusagen aus seinen Augen Beobachter des Geschehens.

Doch beobachtet er nicht nur, nein er kommentiert auch alles was passiert mit einer inneren Erzählerstimme, die gekonnt mit solch einer selbstironischen Distanz agiert, dass alles einfach so echt wirkt und man diese Person, die man überhaupt nicht kennt und die nichtmal sprechen kann, die nicht einmal auch nur einen Funken von Mimik zeigen kann, lieb gewinnt und sich mit ihr anfreundet. Immer wieder werden wir zudem ruckartig in Bauby's Vergangenheit entrissen, in sein Leben vor dem Unfall, und lernen diesen Menschen kennen, der doch so unperfekt ist wie wir alle, bevor wir wieder ohne Vorwarnung in der bitteren Realität sind. Fantastisch wird das ganze von einem leisen aber deutlichen Klaviersoundtrack umhüllt, der zu den richtigen Stellen hinzukommt und hin und wieder sind auch einige populäre Lieder, vor allem auf französisch, zu hören, die die Szenen beschmücken.

Es handelt sich hier um einen durchaus anspruchsvollen Film, der der Thematik und der Geschichte gerecht wird und einem die Augen öffnet. Ein so tiefer Blick in eine noch nie gesehene Perspektive ist noch niemandem so gut gelungen, zumindest nicht dass ich wüsste. Dieser Film ist ein Film, in dem es um die Gefühle geht, um die Bilder und die Worte die so schön melancholisch, so traurig und so erfrischend aufrichtig sind. So konnte ich in manchen Szenen ein Lachen nicht unterdrücken, in anderen musste ich mich zusammenreißen um nicht in Tränen auszubrechen. So wenig man auch von Mathieu Amalric zu sehen bekommt, was gezeigt wird macht er großartig. Auch sehr positiv hervorzuheben sind die weiblichen Nebendarsteller, die sich hier mit Bauby befassen, bestehend aus seinen Ärztinnen, seiner Ex-Frau und der Reporterin, die sein Buch niederschreibt, denn sie alle sind toll anzusehen und geben super Performances ab.

Schmetterling und Taucherglocke ist ein atemberaubendes Werk, ein Film der noch lange in den Gedanken nachhallt, der einen nachdenklich macht und der sich auch stark verpackt. Ohne Angst sich der schwierigen Thematik zu stellen und mit Mut zu Experimentellem und Innovativem ist dies ein Film, der für mich etwas ganz eigenes darstellt. Vielleicht nicht unbedingt etwas für jedermann, doch für alle Filmfans die da draußen etwas an nachdenklichem, realistischen und tragischem Stoff Gefallen finden, sollte dieser Film genau das Richtige sein. Für mich war er auf jeden Fall ein wunderschönes Erlebnis.

Wertung: 8/10

Hat Schmetterlinge im Bauch: Maxim Braun